Emscherumbau
Karnaper Firma lässt glasklares Wasser in die Boye fließen
Vor dem Regenrückhaltebecken: Frauke Wimmer-Mätzkow (Projektleiterin), Cornelia Banzhaf (Kommunikation) und Bernd Herden (Leiter Werksdienst).
„Wir sind stolz darauf, an diesem großen ökologischen Jahrhundertprojekt beteiligt zu sein“, sagt Frauke Wimmer-Mätzkow. Die Ingenieurin arbeitet in Karnap für den französichen Glasproduzenten Veraillia, Eigentümer des Werkes, und zeichnet für das Projekt verantwortlich. „Wir sind bereits seit 2009 dabei, unter unserem 36 Hektar großem Gelände ein komplettes Abwasser-kanalsystem zu bauen“, erzählt sie. Das Produktionsgebäude (rechts) mit Gemengehaus (links). Foto: Christof Kšpsel
94 Jahre wurden am Standort des Karnaper Glaswerkes die Abwässer so wie sie sind in die benachbarte Boye, eine typische Köttelbecke, geleitet. Doch damit ist seit Mitte 2017 endgültig Schluss:Denn im Rahmen der Emscher-Renaturierung hat auch das Industriegelände endlich eine zeitgemäße Kanalisation bekommen.
Externes Planungsbüro steuerte die Arbeiten
Die gesamte Baumaßnahme wird von einem externen Planungsbüro gesteuert und von der Emscher-genossenschaft, dem für die Renaturierung zuständigen Wasserwirtschaftsverband, zu 75 Prozent finanziert. Knapp 7 Millionen Euro kostet der Wechsel vom „Mischsystem“ (Regenwasser und Schmutzwasser werden vermischt und in die Boye geleitet) zum „Trennsystem“ (Einleitung des Schmutzwassers in das Kanalsystem und des Regenwassers in die Boye).
Die lange Baudauer erklärt Bernd Herden, Leiter des Werksdienstes, mit den besonderen Umständen: Der Bau der Kanäle geschah bei laufendem Betrieb des Werkes. Dort wird rund um die Uhr gearbeitet, werden täglich 2,5 Millionen Glasflaschen und Gläser für die Lebensmittelindustrie produziert. „Das war schon logistisch eine große Herausforderung“, erzählt er. Was nicht nur daran lag, dass jede Toilette und jedes Waschbecken an das kilometerlange Kanalsystem angeschlossen werden musste, das neun bis zehn Meter unter der Erdoberfläche verläuft. Zusätzlich waren immer wieder Pumpwerke nötig, um das Gefälle auszugleichen. Und bevor ein Spatenstich getätigt wurde, musste erst einmal der Kampfmittelräumdienst das Gelände nach explosiven Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg absuchen. „Gott sei Dank ohne etwas zu finden“, sagt Frauke Wimmer-Mätzkow.
Das Glaswerk des Unternehmens Verallia ist in der Stadt immer noch unter dem Namen Ruhrglas bekannt. Seit 1923 existiert es in Karnap.
Foto: Bernhard Fischer/Luftbild
Die 1923 gegründete Glashütte hat bewegte Zeiten hinter sich und in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach den Eigentümer gewechselt. Neben Ruhrglas und Veba war zuletzt die Oberland Glas AG Besitzer.
Seit 2016 firmiert die Glashütte unter dem Namen Verallia, einem der weltweit führenden Hersteller von Glasverpackungen für Lebensmittel.
Quelle: WAZ, 12.01.2018